Die Moore

Lebensräume zurückgewinnen
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Fotoautor: Jürgen Reich

Nasse Füße für sichere Brut – Kraniche im Moor

Moore bieten außergewöhnlich günstige Bedingungen für die Brut unserer Glücksvögel. Wie andere Kinderstuben auch, muss die der Kraniche vor allem Ruhe, Sicherheit und ausreichend Nahrung bieten.

Ein Moor ist ein idealer Rückzugsort vor Fressfeinden wie Füchsen und Wildschweinen. Aber auch für Menschen ist es einfach nicht dasTerrain, auf dem sie sich bewegen. Außerdem bieten Moore den scheuen Vögeln ausgezeichnetes Baumaterial für ihre Nester. Die wiederrum können hinter kleineren Unebenheiten versteckt angelegt werden. Anders als in Wäldern oder auch an Waldrändern haben die Elterntiere durch den niedrigen Bewuchs in Mooren immer den Überblick. So können sie herannahenden Gefahren direkt ins Auge blicken. Brutpaare verstehen da überhaupt keinen Spaß, es ist nicht selten, dass sie Fuchs oder Schwein mit lautem Getöse in die Flucht schlagen. Und schließlich, auch das nicht unwichtig: Kraniche finden in Mooren Leckerbissen für sich und ihre Küken in Hülle und Fülle. Insekten und Kleintiere stehen auf den Speisekarten, die Vögel satt und Bauern froh machen.

Das große Aber: Kraniche stehen gerne mal so 30 bis 60 Zentimeter im Wasser. Gibt es zu viel Feuchtigkeit, fliegen oder schwimmen sie auch zu den Nestern. Fällt der Pegel aber darunter, ziehen die Vögel eine traurige Schlussfolgerung. Sie brüten nicht und hoffen wohl, dass wir Menschen wieder in Ordnung bringen, was wir mit den Mooren falsch gemacht haben. Packen wir es an!
Moore nehmen fast 13 Prozent der Landesfläche Mecklenburg-Vorpommerns ein. Damit kommt ihnen in punkto Klima- und Artenschutz eine nicht zu unterschätzende Rolle zu. In den letzten 30 Jahren hat sich die Moorfläche um rund 30.000 ha verringert. Wie aktuelle Untersuchungen zeigen, setzt sich dieser Trend auch heute noch fort.

Viele Moorflächen wurden entwässert und geschädigt​

Im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee gibt es ca. 1.000 ha Moorflächen. Viele von ihnen sind durch massive Eingriffe des Menschen in den vergangenen Jahrzehnten stark entwässert und geschädigt.
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© Susanne Hoffmeister

Lebensraum für Spezialisten​

Moore bieten ursprünglichen Lebensraum für Spezialisten, die sich besonders an Nährstoffarmut, extrem sauren Boden, hohe Temperaturunterschiede und Nässe angepasst haben. Zum größten Teil sind die Moorflächen im Biosphärenreservat Schaalsee von Moorbirken und Erlen bewaldet, bieten aber auch offene Flächen. Sie bilden mit Riedern, Röhrichten und Torfmoosvegetation die typische Moorvegetation.

Hochmoor

Hochmoore, wie das Neuendorfer Moor und Schönwolder Moor werden ausschließlich vom Niederschlag gespeist. Sie wölben sich in ihrer langwierigen Entwicklung über die Geländeoberfläche hinaus. Besonders im westlichen Mecklenburg-Vorpommern und der Schaalseeregion können solche Moore entstehen, da die Niederschlagsmengen deutlich höher ausfallen als im übrigen Landesgebiet.
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Hochmoore können nicht ersetzt werden

In natürlichen Hochmooren sind Pflanzen- und Tierarten zu finden, die in anderen Biotopen nicht konkurrenzfähig sind. Sie sind hochspezialisiert und prägen den landschaftlich einmaligen Charakter der Hochmoorlandschaft. Werden Hochmoore entwässert oder gedüngt, sind diese spezialisierten Arten nicht mehr konkurrenzfähig und werden verdrängt. Das gesamte Ökosystem Hochmoor ist also hochspezialisiert und im höchsten Grade schützenswert, da es nicht ersetzbar oder ausgleichbar ist. Hochmoore bilden durch ihr Mosaik von Bulten und Schlenken Lebensraum für Torfmoos-Gesellschaften mit Wollgräsern (Eriophorum spec.) und Sonnentau (Drosera spec.). Der Sumpf-Porst (Ledum palustre) siedelt in den Hochmooren des Schaalseegebietes an seiner westlichen Verbreitungsgrenze. Hervorzuheben ist zudem das für den norddeutschen Raum einzigartige Vorkommen von mehr als 20 Torfmoosarten. Darüber hinaus bieten die Hochmoore einen Lebensraum für zahlreiche Tierarten wie Schwimmkäfer, Libellen, Lauf- und Blattkäfer, Ameisen und Spinnen aber auch Reptilien wie Kreuzotter und Ringelnatter.
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Niedermoor

Niedermoorgesellschaften sind relativ niedrigwüchsig und werden vorwiegend von Sauergräsern und verschiedenen Moosarten, aber auch von Röhrichten aufgebaut. Es handelt sich um ungenutzte Bestände. Sie besiedeln nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Standorte, die durch gleichmäßig hohe Wasserstände entscheidend geprägt sind. Im Wurzelraum führt die Unterversorgung mit Sauerstoff zu einer Torfbildung. Niedermoore haben im Gegensatz zu Hochmooren Kontakt zum mineralischen Grundwasser und sind in ihrer Wasser- und Nährstoffversorgung vom oberflächlichen Zulauf aus dem umgebenden Landschaftsraum abhängig.

Niedermoore entstehen durch Verlandung

Niedermoore entstehen durch Ablagerung von schwer zersetzbaren Pflanzenresten bei der Verlandung von Seen und grundwassernahen Senken. Wächst der Torfkörper allmählich über den Grundwasserspiegel hinaus, siedeln sich zunehmend Hochmoorpflanzen an. Ein solches Zwischenmoor kann sich zum Hochmoor weiterentwickeln. Die Niedermoore (Flachmoore) und Zwischenmoore, die über das gesamte Biosphärenreservat Schaalsee verteilt vorkommen, sind Lebensraum für zahlreiche in ihrem Bestand gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Renaturierung ist notwendig

Viele dieser Moorstandorte sind entwässert. Um einer fortschreitenden Degradation entgegenzuwirken, sind verschiedene Renaturierungsprojekte durchgeführt worden und weitere geplant. Die nächsten Vorhaben der Stiftung Biosphäre Schaalsee sehen Sie hier.

Das Moor muss nass – warum eigentlich?

Intakte Moore sind uns Menschen wohlgesonnen, speichern sie doch mehr CO2 als irgendein anderer Lebensraum, ja, selbst deutlich mehr als Wälder. Damit dürfen sie als effektive Luftretter gelten.
Flora und Fauna blühen und gedeihen in Moorlandschaften, hochspezialisierte Arten können nur hier leben und ihren Platz im Kreislauf der Natur einnehmen. Die Rede ist von Insekten und Kleintieren, von Gräsern, Moosen, Flechten und vielen anderen Arten.
Außerdem dürfen Moore als natürliche Schwämme unserer Landschaften gelten. Sie saugen überschüssiges Wasser auf, speichern es und geben es in Dürreperioden sukzessive wieder an die Umgebung ab.
Doch geht man harsch mit den Mooren um und entzieht ihnen die Nässe, sieht es ganz schnell anders aus.
Dann wird aus dem Klimaretter ganz schnell ein Klimaschädling. Fällt der Wasserpegel, beginnt nämlich unter Sauerstoffkontakt der Zersetzungsprozess im Torf. Und der hat es richtig in sich. Entwässerte hiesige Moore stoßen mehr CO2 aus, als der gesamte Straßenverkehr in unserem Land.
Auch der Bestand und die Vielfalt der Moorbewohner geht zurück, manche sterben still aus und verschwinden für immer.
Und ein Schwamm kann eben nur ein Schwamm sein, wenn er porös sein darf, sonst ist sein Funktionsprinzip nicht gewährleistet.
Führen wir uns vor Augen, dass in Deutschland gut 90% der Moore entwässert wurden, drängt sich die Renaturierung auf einen Spitzenplatz im Naturschutz.

Kurz und richtig gut: Was nasse Moore alles können
- Speicherung von CO2
- Erhalt von Lebensraum einer enormen Vielfalt von Pflanzen und Tieren
- Verhinderung von Überschwemmungen

Muss Moor also nass? Und ob es muss! Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, die Arbeit weiter voranzutreiben. Es ist höchste Zeit, packen wir es an.
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Besonderheit am Schaalsee: ein Kalkflachmoor

Eine Besonderheit im Biosphärenreservat Schaalsee ist das am Südrand des Schaalsees gelegene Kalkflachmoor. Es hat sich im Verlandungsbereichs des Sees auf Seekreide bzw. akkumulierter Kalkmudde entwickelt. Das Kalkflachmoor stellt mit seinen äußerst seltenen und z. T. vom Aussterben bedrohten Pflanzengesellschaften aus floristischer Sicht den bedeutendsten Biotoptyp des Schaalseegebietes dar. Die Binsenschneide (Cladium mariscus) besitzt dort den größten Bestand in Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls erwähnenswert ist das Kuhlrader Moor östlich des Röggeliner Sees. Dieses Zwischenmoor weist bemerkenswerte Vorkommen von Sumpf-Calla (Calla palustre), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Krebsschere (Stratiotes aloides) und Königsfarn (Osmunda regalis) auf.

Weitere Stimmen unserer Unterstützer

Kraniche sind wunderbare Tiere. Es wäre ein Jammer, wenn ihre Rufe am Schaalsee verstummen würden. Die Vorstellung ist geradezu beängstigend und bedrückend real. Deshalb habe ich eine Kranich-Schutz-Aktie gezeichnet.
Susanne Hoffmeister
Ich habe Kraniche erst am Schaalsee so richtig kennen gelernt. Ihr Ruf und ihre Tänze auf den Feldern haben mich immer sehr fasziniert.
Pamela Clausius
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