Manche Touristen am Schaalsee freuten sich, als sie im Juli größere Kranichtrupps beobachten konnten. Doch der Freude wich Ernüchterung, als wir ihnen erklären mussten, woran das lag: Zu den noch nicht geschlechtsreifen „Teenagern“ unter den Vögeln hatte sich eine Gruppe gesellt, die ganz und gar nicht hätte dabei sein sollen. Das nämlich waren die erfolglos gebliebenen Brutkraniche, die ja nun keine „Familienpflichten“ mit Jungvögeln hatten. Erfolglos wegen Trockenheit, musste auch unser Ornithologe Reiner Schmal feststellen.
Der Jungkranichanteil am Sammelplatz betrug ein einziges schockierendes Prozent! Um die Tragik dieser Zahl klarzumachen – in der Regel reden wir über 10-15 Prozent!
Aber wir haben auch eine gute Nachricht. Die traditionellen Schlafplätze am Schaalsee und im Norden des UNESCO-Biosphärenreservates bei Breesen wurden gut angenommen. Insgesamt konnten dort ca. 1000 Kraniche erfasst werden. Und doch: Auch hier hatte der allgemeine Wassermangel Auswirkungen. So fielen angestammte Schlafplätze in der Nähe von Neuenkirchen trocken und konnten nicht genutzt werden. Trotz allem bleiben uns die Vögel vorerst treu. Nach dem Abzug größerer Trupps Mitte Oktober sind wieder etwa 100-200 Kraniche im Gebiet verblieben, die wahrscheinlich nicht wegziehen und hier überwintern wollen.
Die drängende Erkenntnis aber bleibt – nach bereits zwei Jahren Niederschlagsdefizit und fallenden Grundwasserpegeln gewinnt die Renaturierung der Feuchtgebiete und Moore noch mehr an Bedeutung, um Kranichbrutplätze mit permanentem Wasserstand zu erhalten oder wiederherzustellen. Bleiben Sie mit uns am Ball, lassen Sie uns gemeinsam für die Kraniche wieder gute Bedingungen schaffen bzw. erhalten.